Montag, 10. Oktober 2011

You are an Ironman - Es ist vollbracht!

Ich möchte euch hier einen kurzen Bericht von unserem Abenteuer bringen. Ich habe das ganze im wesentlichen aus der Sicht meines Rennverlaufes beschrieben, da man sich leichter tut die eigenen Empfindungen niederzuschreiben, als die eines anderen. Im wesentlichen hat Hans das ganze ähnlich empfunden, und wir sind beide einfach nur glücklich das Ziel gesehen zu haben. :)

Unser Tag begann sehr früh mit der Fahrt nach Kona ins Startgelände. Zunächst gings zum Bodymarking. Das wird hier richtig zelebriert. Jeder bekommt seine Startnummer mit akribischer Genauigkeit auf beide Oberarme gestempelt, und mit Wattestäbchen wird das ganze noch speziell ausgebessert. Anschließend wurden alle Athleten gewogen und in die Wechselzone gebracht. Alles lief hier sehr genau und durch massenhaft vorhandene Helfer kontrolliert ab. 

Um 6:45 - eine Viertelstunde nach dem Profistart - machten wir uns auf den Weg ins Wasser. Das war genau zu dem Zeitpunkt, als auch plötzlich die ersten größeren Wellen am Pier auftrafen. Sah zunächst das Meer noch ruhig aus, wurde es nun immer welliger und meine Angst immer größer. Keine Angst vor dem Wellengang selbst, sondern vor meiner Reise- bzw. Seekrankheit. Genau so kam es dann auch.

Das Schwimmen selbst wäre kein Problem gewesen, wir hatten uns beide sehr gut eingereiht und konnten von Anfang an super schwimmen, und blieben von Schlägereien verschont, ohne einen größeren Umweg machen zu müssen. Nur konnte ich mich leider überhaupt nicht aufs Schwimmen selbst konzentrieren und entsprechend Druck machen, sondern war nur damit beschäftigt meine Übelkeit unter Kotzniveau zu halten und meinen Kreislauf nicht so sehr zu beanspruchen, dass er sich verabschiedet und ich in den Wellen versinke. Das war wirklich, wirklich hart. 40 Minuten habe ich gebraucht bis ich endlich bei dem verd..... Schiff draußen war, von dem ich die meiste Zeit ohnehin nur den Masten gesehen habe, weil auf Grund des Wellenganges sonst meistens nichts zu sehen war, nicht mal die Schwimmer 10m neben mir. Ein Hubschrauber über uns verursachte dann auch noch kleine Kräuselwellen zu den langgezogenen anderen dazu.

Nach 1:26 Stunden wurde ich, ohne eigentlich richtig geschwommen zu sein, mit einer Welle an Land gespült. Das war schon mal eine kleine Enttäuschung, hatte ich mir doch ca. 1:17 ausgerechnet gehabt. Hans kam nahezu zeitgleich mit mir aus dem Wasser, obwohl das Schwimmen ohne Neopren war. Ihm verursachten die Wellen keine Übelkeit, er kam gut damit zurecht, war auch mit der Schwimmzeit sehr zufrieden, und überholte mich gleich zu Beginn der Radstrecke.

Zurück von Hawi
Ich habe sowas wie eine To-Do Liste für mein Leben. Und da steht zB. neben Dachstein besteigen (hab ich schon) auch Hawaii Triathlon finishen drauf. Und eines wusste ich nach dem Schwimmen mit Sicherheit: Hier würde ich nie, nie wieder herkommen und nochmal diesen Schwimmteil machen. Ich MUSSTE also finishen, sonst wird die Liste nie komplett. Auf Grund der Halsschmerzen/Bronchitis, mit der ich Anfang der Woche zu kämpfen hatte, musste ich nach einem Arztbesuch hier in Hawaii noch bis Donnerstag Medikamente (Antibiotika) einnehmen, um überhaupt an einen Start denken zu können. Ich wollte daher nichts riskieren und habe mich entschlossen ein Sicherheitsrennen hinzulegen, und vor allem am Rad nicht zu überzocken. Auch Hans ging es gemütlicher an, und hatte vor allem das Finishen zum Ziel. Jedoch auch wenn man "gemütlicher" fährt, ist der Radpart hier nicht ohne. Hitze und starker, böiger Wind, der umso stärker wird, je später du nach Hawi zum Wendepunkt rauskommst, sowie eine sehr eintönige hügelige Strecke verlangen einem auch mental alles ab.
Zurück in der 2. Wechselzone hieß es sich nochmal ordentlich mit Sonnencreme eincremen und dann hinaus auf den heißen Asphalt der Laufstrecke. Zunächst war die Geschwindigkeit noch ganz okay und auf der ersten Wendeschleife kam mir dann auch Hans bald entgegen, und war noch gut drauf. Auch am Highway konnte ich einige Leute überholen, die offensichtlich am Rad überzockt hatten. Mittlerweile war auch die Temperatur nicht mehr ganz so arg, da sich der Himmel etwas eingetrübt hatte. 


Up Palani Road
Im Natural Energy Lab, dem gefürchtetsten Teil der Laufstrecke, herrschte bei mir nicht mehr die brütende Hitze, mit der die Profis an diesem Tag zu kämpfen hatten, trotzdem wurde mir hier plötzlich ruckartig der Stecker rausgezogen. Bei der Wende dort riefen mir die Voluntiers zu "you´re looking good - go home!" - und schon ging ich auch. Mir wurde schlecht, der Kreislauf war kritisch und ich hatte das Gefühl, dass ich die letzten 12 Kilometer nun doch nicht mehr schaffen würde, auch nicht gehend, obwohl es bis hierher eigentlich ganz gut lief. Ich schloss mich also den übrigen Walkern an - war zum Glück in guter Gesellschaft - und versuchte das ganze System zu stabilisieren, brauchte fast 16 Minuten für eine Meile. Oben angekommen, bekam ich plötzlich den zweiten Atem, und konnte ohne Probleme bis ins Ziel laufen und noch einige (zurück)überholen. Es stimmt also wirklich, man kann bei einem Ironman mehrmals sterben.

Hans konnte mit einer sehr guten Laufzeit mit lediglich kleineren Problemen mit den Oberschenkeln in 11:01 Stunden als 68. in seiner Klasse das Ziel überqueren, und war damit ganz zufrieden.
Ich selber kam mit 12:08 als 40. meiner Klasse ins Ziel, womit ich zwar nicht zufrieden war, aber mehr war insgesamt betrachtet nicht drin. Heute heißt es bereits wieder zusammen packen, und morgen gehts zurück in die Heimat. Es war zwar wunderschön hier, aber wir freuen uns alle auch schon wieder auf zu Hause. Vielleicht geht der Schnee ja nochmal weg, und wir können noch eine Wanderung in den Bergen unternehmen, die haben uns in den letzten Monaten der speziellen Vorbereitung auf Hawaii nämlich schon gefehlt. :)